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Römische Katzen

Von mapaus

Rom muß ergangen werden. Wer aus dem Fenster eines vollklimatisierten Touristenbusses die Stadt an sich vorbeigleiten läßt, kann zwar in ein paar Stunden die Viersterne-Sehenswürdigkeiten des Baedeker abfahren, gesehen hat er aber wenig.

Vor allem im alten Stadtkern sind die eigenen Beine das beste Verkehrsmittel. Seit die Verkehrsberuhigung ein bißchen gegriffen hat, kann man fast gefahrlos durch die engen Gassen gehen. Und wenn man sorgfältig beobachtet, dann sieht man sie immer wieder: die römischen Katzen.

Die Ausgrabungen des Largo Argentina sind ein richtiges Katzeneldorado. Zwischen Ziegelmauern, an den besonders warmen Stellen, die die kärgliche Frühlingssonne bestrahlt, liegen sie, räkeln sich in der Sonne und wissen nichts von der Stadtverwaltung, die immer wieder versucht, die einzigen Ruinenbewohner zu vertilgen. In letzter Zeit ist das Füttern der Katzen verboten worden, und eine Kooperative von Frauen der Umgebung des Largo Argentina hat sich zur Aufgabe gemacht, die Katzen zu betreuen.

Dabei sind sie aus dem Stadtbild nicht wegzudenken. Es gehörte einfach zur Tradition, daß sie da waren. An manchen Plätzen wurden sie von den Familien der umliegenden Häuser liebevoll mit Spaghetti gefüttert. Diese Szene konnte ich viele Jahre hindurch immer wieder beim Pantheon beobachten. Heuer fanden wir dort keine einzige Katze.

Die beeindruckendste Katze war wohl das Prachtexemplar, das wir im Palazzo Spada beobachten konnte. Sie streunte über den Hof, vorsichtig die Menschen beobachtend, die in ihr weitläufiges Revier eingedrungen waren. Dann war sie verschwunden, wir gingen zu jener merkwürdigen Galerie, diesem Säulengang mit seiner unheimlichen optischen Täuschung. Am Ende des Bogenganges mit seinen immer kleiner werdenden Säulen steht eine Statue. Die Täuschung ist perfekt, man glaubt, einen elendslangen Gang vor sich zu sehen, an dessen Ende diese riesige Marmorstatue steht. Und plötzlich war sie wieder da, die Katze vom Hof. Riesig wie ein Tiger sprang sie vor der Statue zu Boden um sofort wieder aus dem Blickfeld zu verschwinden. In diesem Augenblick und innerhalb dieser Kulisse war sie sicher die größte Katze Roms.

Beim Colosseum beobachteten wir einen alten Mann im abgetragenen Anzug, der verstohlen etwas aus seiner Tasche auspackte. Plötzlich kamen ein Dutzend Katzen, von überall näherten sie sich dem Weißhaarigen, der sie zu füttern begann. Als wir ein Foto machen wollten, protestierte er sofort heftig und erklärte uns, daß er Schwierigkeiten bekommen würde. Er dürfte eigentlich keine Katzen füttern, das wäre nicht erlaubt, und überhaupt sollten wir jetzt besser gehen.

Damit ist das Leben schwer geworden für die römischen Katzen, gejagt von der Stadtverwaltung und heimlich gefüttert von der Bevölkerung. Aber wenn man am Largo Argentina vorbeikommt, dann sieht man sie noch liegen, faul ausgestreckt auf den Mauern der republikanischen Tempel, sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassend.

In Rom hat es immer Katzen gegeben. Sie gehören zum Stadtbild einfach dazu. Und die Römer werden dafür sorgen, daß es diese liebenswerten vierbeinigen Ruinenbewohner weiter gibt.

Tipp:

Katzen findet man immer wieder im Stadtbild. Ein Zentrum der "Katzenmütter" liegt am Largo Argentina. Viele Katzen sind auch in den Ausgrabungen an der Via Labicana 1, gleich neben dem Kolosseum, zu finden.

Geschrieben 05.08.2001, Geändert 05.08.2001, 7526 x gelesen.

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